Nach der Strafpredigt von Frau Steinkauz hatte Neidhard hinter einer Säule in der Gruft auf Zoe und Felix gewartet. Die Direktorin hatte ihn regelrecht zur Schnecke gemacht, ihn nicht einmal zu Wort kommen lassen und ihm zu allem Überfluss noch einen Brief an seine Eltern mitgegeben.
Vom Eingang des Bestatters aus hatte Neidhard die Galerie Fogo beobachtet. Anfangs war der Laden noch geschlossen gewesen, aber um zwei Uhr nachmittags öffnete Herr Origo sein Geschäft. Was er wolle, hatte ihn der kahlgesichtige Mann gefragt. Neidhard hatte sich mit einem Schulprojekt herausgeredet, doch der Glatzkopf ließ ihn die ganze Zeit über nicht aus den Augen.
Erst nach vier Stunden waren Zoe und Felix endlich herausgekommen und zur Schule gelaufen. In den Büschen am Rand des Schulhofs hatte er auf sie gewartet. Nun stand er hinter den Autos gegenüber von Zoes Haus. Seine Füße schmerzten. Ihm war kalt und er hatte Hunger. Und wofür? Für nichts!
Neidhard hatte sich bereits damit abgefunden, dass er an diesem Tag nicht mehr erfahren würde, warum sich in Zoes Nähe so eigenartige Dinge abspielten, da rannte Felix aus dem Haus. Die Tür ließ er in der Eile offen. Neidhard stieß ein zufriedenes Quieken aus. Nun konnte er Zoe in aller Ruhe zur Rede stellen. Sie würde schon damit herausrücken, was sie so Geheimnisvolles taten.
Beitragsbild: K.v.Klinski-Berger, Neidhard spioniert