Hephaistos quetschte sich durch den Spalt und schloss ächzend das Tor. »Die Schmiede«, brüllte er gegen den Lärm an, »sieht genauso aus wie vor zehntausend Jahren. Kyklopen hassen Veränderungen.«
»Und sie mögen es warm«, rief Felix, so laut er konnte. Hephaistos brach in ein herzhaftes Lachen aus. »Warm!« Er klopfte ihm beifällig auf die Schulter und lachte nochmals. »Das ist gut.« Felix’ Augen strahlten.
An einer Feuerstelle neben dem Tor hantierte einer der Kyklopen mit Eisenstangen. Eine rußverschmierte Lederschürze hing in Fetzen von seiner Hüfte herunter, zerfressen von der sengenden Hitze. Er wandte ihnen den massigen Rücken zu, ein Bein in der glimmenden Kohle, das andere auf einem steinernen Schemel. Tropfenförmige Schmelzspuren entstellten seine Füße.
Hephaistos beobachtete das gleichmäßige Auf und Ab eines Blasebalgs, der hinter dem Kyklopen aufragte. »Neunhundert Jahre habe ich gebraucht, um die Jungs zu einer automatischen Temperaturregelung zu überreden. Wie die Waschweiber schwätzen sie, pumpen bis zum Gehtnichtmehr und schmelzen sich dabei die Füße an.« Im Takt des Luftstroms heizte sich der Kohlehaufen auf und kühlte wieder ab, in ständigem Wandel zwischen Gelb und Rot.
Der Kyklop zog einen gezackten Stab aus der Glut, legte ihn sich aufs Knie und hämmerte ihn mit seiner Faust in Form. Hauchdünne Flocken schwarzen Zunders platzten von der Oberfläche ab und wirbelten durch die Luft. »Ist das nicht wundervoll?«, jauchzte Hephaistos. »Kein Material ist so vielseitig wie die Metalle.« Der Kyklop steckte den Stab in die glühende Kohle zurück, nahm einen anderen heraus und tauchte ihn in ein Becken mit Wasser. Eine bleiche Dampfwolke entwich dem zischenden Bad und vermischte sich mit dem grauen Rauch an der Höhlendecke. Hephaistos deutete auf ein qualmendes Kohlebett mit einer Reihe braunrot leuchtender Stäbe, neben die der Kyklop den abgeschreckten Stab bettete. »Vor allem die Stähle sind ein Wunderwerk der Natur. Je nachdem, wie wir sie aufwärmen und abkühlen, verleihen wir ihnen unterschiedliche Eigenschaften.«
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