Hugin und Munin

Felix schnappte seine Schultasche und flüchtete auf die Straße. Dort schubste er die Raben von seinen Schultern und sagte: »Wer schreit, der läuft.« Verblüfft sahen die Vögel ihn an. Kurz darauf kam Zoe aus dem Haus und sie gingen los. Die Raben hüpften hinter ihnen her und brummten übellaunig vor sich hin.
»Was hast du mit ihnen gemacht?«, fragte Zoe.
»Ich habe gesagt, dass sie laufen müssen, wenn sie herumschreien«, grinste Felix. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie das ernst nehmen.« Flüsternd fügte er hinzu: »Sie könnten ja fliegen.«
»Das ist unfair«, grollte Hugin. »Wir haben viel kürzere Beine.«
»Meine Beine sind nicht kurz«, schnauzte Munin ihn an. »Meine Beine sind genau richtig. Deine Beine sind kurz.«
»Hast du einen Knick in der Optik?«, polterte Hugin. »Deine Beine sind ja wohl deutlich kürzer als meine.«
Das Gezänk begleitete Zoe und Felix bis in die Schule. Als sie die Freitreppe betraten, ließen sich die Vögel auf der Eule nieder. Noch in der Eingangshalle hörten sie die beiden streiten.

Beitragsbild: K.v.Klinski-Berger, Hugin und Munin erheben sich in die Dämmerung

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